Unabhängiger Journalismus ist das Fundament unserer demokratischen Gesellschaft
Jahrestagung des Zeitungsverlegerverbandes am 12. Juni 2019 in Essen
Die nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger haben auf ihrer Jahrestagung die Bedeutung von Journalismus betont und Rahmenbedingungen für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und Infrastruktursicherung für Zeitungszustellung gefordert. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer würdigte die Rolle der Zeitung bei der Medienkompetenzförderung in Schulen.
NRZ-Herausgeber und Gastgeber Heinrich Meyer (l), NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer und ZVNRW-Vorsitzender Christian DuMont Schütte am Rande der Jahreshauptversammlung 2019 des ZVNRW in Essen. Foto: Julia Tillmann / FUNKE Foto Services
Auf der Jahreshauptversammlung des Zeitungsverlegerverbandes NRW in Essen unterstrich der Vorsitzende des Verbandes, Christian DuMont Schütte, die Bedeutung des freien und unabhängigen Zeitungsjournalismus für die demokratische Gesellschaft. „Journalismus, der den Blick der Menschen weitet, aus ihren Lebensräumen mit verantwortlicher Absenderschaft berichtet und der Wahrheit verpflichtet ist, bildet das Fundament für einen freien gesellschaftlichen Diskurs“, so DuMont Schütte, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der DuMont Mediengruppe ist. Besonders freue es ihn, dass gerade junge Menschen in letzter Zeit deutlich wahrnehmbar und meinungsfreudig an diesem gesellschaftlichen Diskurs teilnähmen.
Die freie Meinungsbildung ist jedoch bedroht, wenn Desinformation und algorithmisch verstärkte Filterblasen den Informationsprozess vor allem in sozialen Netzwerken bestimmen. „Es ist daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und von demokratiestützender Bedeutung, möglichst früh Kindern und Jugendlichen das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben, um sich kompetent zu informieren und kritisch hinterfragen zu können, welche Informationen und welche Quellen vertrauenswürdig sind“, erklärte DuMont Schütte in Anwesenheit der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, Gastrednerin des Jahreskongresses.
Mit Blick auf die digitale Transformation der Branche appellierte DuMont Schütte an die Politik, faire Rahmenbedingungen für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle der Verlage zu schaffen.
Der Vorstandsvorsitzende sprach sich insbesondere für regulatorische Maßnahmen zur Begrenzung der Marktmacht von Plattformgiganten wie Google und Facebook aus, die zunehmend den Zugang zu Informationsangeboten dominieren sowie deren Erlösquellen abschöpften. Ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung sei mit dem gemeinsamen europäischen Presseverlegerrecht getan worden. Dieses müsse nun auf nationaler Ebene effektiv umgesetzt werden, um die Wertschöpfungslücke zwischen Suchmaschinengiganten und Inhalteanbietern ein Stück weit zu schließen.
DuMont Schütte appellierte zudem an Bundesregierung und Bundestag, den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Zeitungen möglichst weitreichend auch auf digitale Presseprodukte auszudehnen. Die EU habe im vergangenen Jahr bereits den Weg hierfür frei gemacht.
Die Schulministerin lobte in diesem Zusammenhang das Engagement der Zeitungsverlage in ihren zahlreichen Medienkompetenzprojekten und kündigte an, gemeinsame Wege mit den Verlagen zu suchen, um Kinder und Jugendliche noch besser auf die Herausforderungen im Informationszeitalter vorbereiten zu können.
Mit Sorge betrachtet DuMont Schütte, dass sich in den vergangenen Jahren die Rahmenbedingungen der Verlage in der Zeitungszustellung dramatisch verschlechtert haben. Dies habe zu Mehrkosten geführt, die das flächendeckende Netz der Zeitungszustellung gefährden und damit die Medienvielfalt vor Ort. Die systemrelevante Zustellinfrastruktur müsse daher auch künftig flächendeckend erhalten werden. Dazu seien dringend Infrastruktursicherungsmaßnahmen des Bundes erforderlich.
Gastrednerin NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ging in ihrer Rede auf die erheblichen gesamtgesellschaftlichen Kraftanstrengungen bei der Digitalisierung der Schulen in NRW ein und auf die Notwendigkeit einer zeitgemäßen Entwicklung von Schule und Unterricht in einer digitalen Welt. Sie betonte hierbei besonders die Bedeutung der Medienkompetenzförderung, die die Landesregierung mit neuen Initiativen noch stärker im Unterricht verankern möchte. Die Fähigkeit, Medien zu nutzen, wertzuschätzen, relevante Nachrichten zu erkennen, aber auch kritisch zu hinterfragen sei in der digitalen Gesellschaft von stetig wachsender Bedeutung. Es sei Aufgabe von Schule und Gesellschaft, diese Fähigkeiten Kindern und Jugendlichen zu vermitteln.
Am Abend der Veranstaltung werden noch der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski und LfM-Direktor Dr. Tobias Schmid zu den rund 50 Vertreterinnen und Vertretern nordrhein-westfälischer Verlage sprechen.
Die Jahreshauptversammlung des Zeitungsverlegerverbandes, dem 39 Verlage angehören, findet am Sitz der Funke-Mediengruppe in Essen statt.